Die Nachfrage nach Anlagen, die auch in den Dimensionen E (Environmental – Umwelt),
S (Social – Soziales) und G (Governance – Unternehmensführung) überzeugen, steigt. HQAM bietet individuelle, maßgeschneiderte Prozesse an, die in der Lage sind, verschiedenste Aspekte der Nachhaltigkeit in ein Portfolio zu transportieren.

Frau Stöcker, wächst bei institutionellen Kunden die Nachfrage nach ESG-Lösungen?
Absolut! Dies geschieht vornehmlich aus zwei Gründen. Zum einen sehen sich insbesondere institutionelle Anleger zunehmend der Forderung ihrer beitragszahlenden Mitglieder ausgesetzt, auf ein Mindestmaß an Nachhaltigkeit im Portfolio zu achten. Bei vielen Stiftungen, berufsständischen Versorgungskassen oder Versicherungen geht es nicht mehr nur ausschließlich um das Erzielen eines Rechnungszinses, sondern die Frage nach dem Weg dorthin tritt seit einigen Jahren stärker in den Vordergrund.

Und zum anderen?
Zum anderen spricht sich immer stärker herum, dass sich die Integration von ESG-Kriterien nicht unbedingt negativ auf das Rendite-Risiko-Profil eines Portfolios auswirkt. Das belegen mittlerweile auch zahlreiche Studien.

Spielt bei diesem Sinneswandel auch die Corona-Krise eine Rolle?
Sicherlich hat die globale Pandemie das Umdenken noch einmal beschleunigt. Vielen Anlegern ist in den vergangenen Wochen noch klarer geworden, dass Unternehmen, die solide und nachhaltig arbeiten, langfristig einen Wettbewerbsvorteil aufweisen.

Was fragen die Kunden von HQAM in diesem Bereich nach?
Bei uns stehen individuelle Lösungen im Vordergrund. Der Kunde entscheidet, wie stark er das Thema ESG bei sich verankern möchte. Hier kann ein quantitativer Manager, wie wir es sind, seine Stärken voll ausspielen. Der gesamte Themenkomplex ESG ist im Grunde genommen ein Data- beziehungsweise Big Data-Thema. Quant-Manager haben bei der Arbeit mit teils sehr großen Mengen an Daten einen natürlichen komparativen Vorteil gegenüber „klassischen“ Managern. Bei HQAM kommt hinzu, dass wir eine relativ junge Firma sind. Während Wettbewerber zum Teil unter großen Mühen ESG in ihre seit Jahren etablierten Investmentprozessen einbauen müssen, war in unserem Fall Nachhaltigkeit von Beginn an Teil der Konzeption und des Designs des Investmentprozesses. Dies führt letztlich zu hochgradiger Flexibilität und kann sehr schnell maßgeschneidert in den jeweiligen Spezialfonds implementiert werden.

Wichtige Nachhaltigkeitsaspekte (1/2): Kombination von Ausschlüssen und Einhaltung eines Mindest-ESG-Scores auf Portfolioebene

Können Sie diesen Prozess näher erläutern?
Grundsätzlich gehen wir bei der Selektion nachhaltiger Unternehmen in vier Schritten vor. Im ersten Schritt schließen wir bestimmte Branchen und Sektoren aus. In unserem Fall sind das beispielsweise sämtliche Waffenhersteller. Dabei gehen wir restriktiver als mancher andere Anbieter vor, die zum Teil nur die Hersteller von Streubomben und Landminen aus den Depots verbannen.

Lassen sich diese Sektoren erweitern?
Natürlich. Unsere Kunden aus dem kirchlichen Segment beispielsweise legen viel Wert darauf, dass weitere Sektoren ausgeschlossen werden, wie etwa das Glücksspiel. In diesem Zusammenhang achten wir auch sehr genau auf die Einhaltung der UN Global Compact Prinzipien. Diese drehen sich um zehn Bereiche, zu denen Umweltbewusstsein, Menschenrechte oder Korruption, aber auch die Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Technologien gehören. Schritt zwei unseres Auswahlprozesses ist daher der Ausschluss von Unternehmen, die nicht diesen Prinzipien folgen.

Wichtige Nachhaltigkeitsaspekte (2/2): Ausrichtung an UN Global Compact Prinzipien und Ausschluss von Waffen

Was geschieht in Schritt drei?
Im dritten Schritt nutzen wir die Rating-Klassifikation eines externen Datenanbieters. Dieser bewertet alle Unternehmen in einem ESG-Rating, das von der Bestnote AAA bis hin zu CCC reicht. Wir bei HQAM schließen alle Unternehmen aus, die ein Rating schlechter als BB haben. Das betrifft demnach alle Firmen ohne ESG-Rating sowie die mit den Noten B und CCC.

Und dann kommt der letzte Schritt…
… für den wir entsprechend des individuellen Kundenwunschs eine ESG-Benchmark definieren, die ein bestimmtes Durchschnittsrating aufweist. Das kann beispielsweise BBB sein und der ESG-Score des Depots darf dann nicht schlechter als dieser Score sein.

Das heißt aber, Sie werfen auch noch alle Firmen mit einem BB-Rating aus dem Portfolio?
Nicht unbedingt. Unser Portfolio darf im Schnitt nicht schlechter sein als die Benchmark. Wir dürfen also auch schlechtere Unternehmen aufnehmen, wenn das mit Blick auf das Rendite-Risiko-Profil sinnvoll ist, müssen dann aber im Gegenzug Firmen ergänzen, die oberhalb des Schnitts liegen. Anpassungen in unserem Vorgehen sind kein Problem, etwa wenn ein Kunde lieber einen Durchschnitts-Score von AA haben möchte.

Vereinfacht könnte man also von eine vierdimensionalen Portfoliobetrachtung sprechen?
Genau: Rendite, Risiko, Kosten und ESG. Die Abwägung aller Kriterien zueinander, um ein robustes, ausgewogenes und performantes Portfolio zu konstruieren, ist ein hochkomplexer Prozess. Es ist uns sehr wichtig, keinen der genannten Punkte aus den Augen zu verlieren.

Muss ein Anleger, der sich für einen ESG-Ansatz entscheidet, befürchten, dass sein komplettes Portfolio neu zusammengesetzt wird?
Nein. Unsere Kunden können natürlich weitgehend an ihren bestehenden Anlagen und Strategien festhalten. Unsere Lösungen lassen sich auch implementieren, ohne das komplette Portfolio neu zu bestücken.

Entwickelt HQAM den ESG-Prozess noch weiter?
Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere Investmentprozesse weiterzuentwickeln. Dies gilt selbstverständlich auch für das Thema ESG. Das liegt auch daran, dass die Daten hier noch keine so lange Historie haben und die gewonnen Erkenntnisse der jüngeren Vergangenheit sehr wertvoll sind und zeitnah in den Prozess integriert werden. Ein langfristiges Ziel könnte auch sein, im Bereich Governance noch stärker alternative Daten zu nutzen, die beispielsweise aus der Wissenschaft kommen. Das ist aber noch Zukunftsmusik.

Zur Interviewten

Julia Stöcker, CFA, ist als Executive Partner für die Portfoliokonstruktion und die Implementierung quantitativer Strategien verantwortlich. Sie ist Spezialistin für das Portfolio Management großer Vermögen und verfügt über langjährige Erfahrung in der Verwaltung und Implementierung komplexer Renten-, Aktien- und Multi-Asset-Anlagestrategien. Julia Stöcker studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln und der Corvinus University of Budapest.

Zu HQ Asset Management (HQAM)

HQAM gehört zu den Finanzdienstleistern der Familie Harald Quandt. Das Unternehmen bietet einen klaren Fokus auf quantitatives Asset Management für institutionelle und semi-institutionelle Anleger. Kunden sind Banken und Versicherungen ebenso wie Pensionskassen und Stiftungen. Maßgeschneiderte Portfolios stehen bei den Lösungsansätzen stets im Vordergrund.

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Bitte beachten Sie:
Die Vermögensanlage an den Kapitalmärkten ist mit Risiken verbunden und kann im Extremfall zum Verlust des gesamten eingesetzten Kapitals führen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die Wertentwicklung in der Zukunft. Auch Prognosen haben keine verlässliche Aussagekraft für künftige Wertentwicklungen. Die Darstellung ist keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Alle Inhalte auf unserer Webseite dienen lediglich der Information.

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Julia Stöcker
Senior Portfoliomanager
HQ Asset Management (HQAM)
Julia Stöcker, CFA, ist als Executive Partner für die Portfoliokonstruktion und die Implementierung quantitativer Strategien verantwortlich. Sie ist Spezialistin für das Portfolio Management großer Vermögen und verfügt über langjährige Erfahrung in der Verwaltung und Implementierung komplexer Renten-, Aktien- und Multi-Asset-Anlagestrategien. Julia Stöcker studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln und der Corvinus University of Budapest.
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Die Nachfrage nach Anlagen, die auch in den Dimensionen E (Environmental – Umwelt), S (Social – Soziales) und G (Governance – Unternehmensführung) überzeugen, steigt. HQAM bietet individuelle, maßgeschneiderte Prozesse an, die in der Lage sind, verschiedenste Aspekte der Nachhaltigkeit in ein Portfolio zu transportieren.